Carsten Lebtig: „Das schnelle Feedback von echten Kunden ist unglaublich wichtig“
Im Gespräch mit Carsten Lebtig, Mitgründer und Managing Director von WorkMotion, HR-Plattform für globales Onboarding von Talenten im Digitalsektor. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Remote-Arbeit und versetzt Firmen in die Lage, schnell und unkompliziert Mitarbeiter im Ausland rechtskonform einzustellen, ohne dafür eine eigene Ländergesellschaft eröffnen zu müssen.
Name: Carsten Lebtig
Titel: Mitgründer und Managing Director von WorkMotion
Geburtsjahr: 1978
Position: Mitgründer und MD
Vita: Carsten Lebtig studierte Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, Mexiko und Polen, erwarb einen MBA-Abschluss an der Kellogg School of Management und arbeitete dann fünf Jahre lang bei der Unternehmensberatung McKinsey im internationalen Geschäft. Er war Managing Director von Uber Eats in Italien und gründete 2011 test.io, einen Service mit umfassendem Angebot an Tests für Web-, Mobil- und Internet of Things, den er 2019 an EPAM verkaufte. 2014 gründete Carsten Lebtig die sanubi GmbH, die 2021 an Schülke verkauft wurde. Und 2020 gründete er, zusammen mit Felix Steffens und Karim Zaghloul, die WorkMotion GmbH. Carsten Lebtig lebt mit seiner Frau in Berlin.
Lebensmotto: Never stop playing
Über das Unternehmen
Richard-Ermisch-Str. 7
10247 Berlin
Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?
WorkMotion ist ein Technologie-Unternehmen, das seine Klienten dabei unterstützt, schnell und unkompliziert Mitarbeiter im Ausland rechtskonform einzustellen, ohne dafür eine Ländergesellschaft eröffnen zu müssen. Dies funktioniert so: WorkMotion verfügt selbst über knapp 30 Ländergesellschaften, und mit einem erweiterten Partnernetzwerk können weitere 130 Länder abgedeckt werden. Über die WorkMotion-Plattform können Kunden auf diese globale Infrastruktur zugreifen, ohne selbst eine Infrastruktur aufbauen zu müssen, und auch ohne sich mit den jeweiligen Regularien vor Ort auskennen zu müssen.
Nehmen wir einmal an, ein deutsches Unternehmen hat einen tollen Kandidaten, der jedoch in Spanien lebt. Über WorkMotion initiiert die Personalabteilung dann den Einstellungsprozess. Die dabei verwendete Software ist intuitiv und unterstützt voll-automatisiert die Erstellung eines Arbeitsvertrages. Juristisch gesehen stellt WorkMotion dann den Kandidaten bei unserer spanischen Ländergesellschaft ein, und verleiht ihn dann virtuell an das deutsche Unternehmen.
Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?
WorkMotion ist der einzige Anbieter, der ein rein auf deutsche und europäische Anforderungen abgestimmtes Produkt-Portfolio anbietet. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern, die fast ausschließlich aus wenig-regulierten Arbeitsmärkten wie den USA oder England kommen, haben wir unsere Lösung im Herzen Europas, in einem der am meist regulierten Märkte, aufgebaut. Nur so konnten wir auch über die klassische, internationale Arbeitnehmerüberlassung hinausgehende innovative Lösungen entwickeln, die ausschließlich für deutsche und europäische Kunden interessant sind.
Darum können wir mit unserer WorkFlex-Lösung Unternehmen zum Beispiel temporäre Arbeiten aus dem Ausland rechtskonform ermöglichen. Das kann so kein anderer Anbieter.
Was war Ihre Motivation, Unternehmer zu werden?
Zahlen und Wirtschaft haben mich schon immer fasziniert. Als kleiner Junge habe ich in einer Nachbarschaft Überraschungseier-Figuren günstig eingekauft, und dann in einer anderen Nachbarschaft teurer weiterverkauft. Das machte unglaublich Spaß.
Nach meinem Wirtschaftsstudium bin ich dann zunächst bei der Unternehmensberatung McKinsey gelandet, wo ich insgesamt fünf Jahre Unternehmen international beraten habe. Doch innerlich hat es auch weiterhin gekribbelt, und für mich war schon schnell klar, dass ich ein Unternehmen gründen muss.
Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?
Wir werden Europas führende Technologie-Plattform für das Verwalten von Auslandsmitarbeitern aufbauen. Wir wollen dabei weiterhin sehr nah an unseren Kunden sein und für sie weitere innovative Lösungen entwickeln. Wir gehen davon aus, dass wir sehr stark wachsen werden. An unternehmerischen Herausforderungen wird es uns demnach nicht fehlen.
Wie wirkt sich die Corona-Krise bzw. der Ukraine-Krieg auf Ihr Unternehmen aus und wie wollen Sie damit umgehen?
Die Corona-Krise war ein absoluter Beschleuniger von Remote Work. Mitarbeiter haben es lieben und schätzen gelernt, flexibel und remote zu arbeiten, und dies über Ländergrenzen hinweg. Der Beginn des Ukraine-Krieg war selbstverständlich für uns alle ein Schock, zumal wir selbst einen kleinen Teil unseres Teams in der Ukraine hatten. Wir haben die Mitarbeiter selbstverständlich dabei unterstützt, temporär in Deutschland unterzukommen.
Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?
Wir sind einer der modernsten Arbeitgeber in einem spannenden, schnell wachsendem Segment. Ein Versprechen gebe ich jedem neuen Mitarbeiter: Bei WorkMotion wird es nie langweilig, denn das Unternehmen entwickelt sich rasend weiter.
Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weiter geben?
Der wichtigste Tipp ist, schnell an den Markt zu gehen, auch wenn man mit dem Produkt oder Service selbst noch nicht 100% zufrieden ist. Bei Gründungen gilt: Das schnelle Feedback von echten Kunden ist unglaublich wichtig, um schnell von den Kundenanforderungen zu lernen, und um so schlussendlich ein besseres Produkt bauen zu können.
Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?
Gezielte Förderung von innovativen Technologien und Startups, sowie der Abbau von Bürokratie. Mich hat zum Beispiel bei unserer letzten Finanzierungsrunde sehr stark gestört, dass wir insgesamt über neun Stunden beim Notar sitzen mussten, um schlussendlich eine Unterschrift zu leisten. Finanzierungsrunden erfolgen in den USA komplett digital. Ich hätte diese neun Stunden gerne in den Aufbau meines Unternehmens investiert.
Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?
Selbstverständlich bei meinen beiden Mitgründern, Felix Steffens und Karim Zaghloul. Aber insbesondere auch bei meiner Frau , die mich stets bei meinen verrückten Gründungsideen unterstützt und ermutigt hat.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?
Sehr gerne mit einer Persönlichkeit, die nicht wie ich aus der Wirtschaft kommt, von der ich aber Neues und Interessantes lernen könnte, z.B. einem Sternekoch, Musiker, Künstler oder Berufssportler.
Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Im Mai 2020, das heißt mitten im ersten Lockdown, habe ich gesehen, wie sich die Arbeitswelt veränderte: Fast jeder war im Home-Office – und das weltweit. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer fanden sich sehr schnell mit dieser neuen Arbeitsweise ab und merkten: Remote-Arbeit funktioniert, und zwar sehr gut. Denn plötzlich war es auch egal, ob sich Mitarbeiter aus München, Mailand oder Madrid in eine Video-Konferenz einwählten.
Ich stellte mir damals die Frage, welchen nachhaltigen Effekt dies haben könnte. Ich kam zum Schluss, dass Remote Work eine der größten Herausforderungen überhaupt, nämlich den Fachkräftemangel in Deutschland und Zentraleuropa, langfristig lösen könnte. Es gab nur noch ein letztes Problem zu lösen: Wie können Arbeitgeber es schaffen, dass Ländergrenzen und die damit einhergehenden rechtlichen Risiken beim Einstellungsprozess keine Rolle mehr spielen? Die Antwort darauf ist WorkMotion.
Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?
Der Kern unseres Gründer- und Management Teams ist in Berlin, doch unser Unternehmen funktioniert komplett “Remote First”, d.h. hauptsächlich über Tools wie Videokonferenzen und Chat-Tools. Knapp ein Drittel des Teams arbeitet in Deutschland, und die verbleibenden zwei Drittel sind in Europa und Nordafrika, das heißt in relativ ähnlichen Zeitzonen verteilt. Für uns gilt: Wir stellen die Besten ein, unabhängig davon, in welchem Land die Mitarbeiter leben. Nur so haben wir es geschafft, in weniger als 2 Jahren ein Team von nahezu 300 Mitarbeiter:innen aufzubauen.
Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?
Dadurch, dass ich bereits zweimal erfolgreich gegründet hatte, gab es für mich keinerlei regulatorischen oder bürokratischen Hürden, die ich nicht zuvor schon einmal gelöst habe. Daher war die erste Herausforderung in Rekordzeit eine globale Infrastruktur an Partner-Unternehmen in wenigen Wochen aufzubauen, und unsere Technologielösung “darüber“ zu bauen.
Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?
Wir haben seit Beginn das Vertrauen von zahlreichen renommierten Wagniskapital-Gebern, die bis dato knapp 70 Millionen Euro in WorkMotion investiert haben.
Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?
Wir sind kontinuierlich auf der Suche nach festen Mitarbeitern. Bis Jahresende werden wir ca. weitere 100 Mitarbeiter:innen einstellen, und zwar über alle Bereiche hinweg: Vertrieb, Entwicklung, Operations.
Ist für Sie eine Partnerschaft mit Venture-Kapitalgebern eine Option?
Ja, wir sehen sehr viele positive Anknüpfungspunkte sowohl mit Wagniskapital-Gebern als Private Equity Gesellschaften. Typischerweise suchen diese für ihre Portfolio-Unternehmen passende Dienstleister aus, welche den Unternehmen helfen können, ihre Ziele zu erreichen. Portfolio-Unternehmen von Wagniskapital-Gebern, welche typischerweise sehr stark wachsen und daher kontinuierlich auf der Suche nach passendem Personal sind, profitieren von unserer Plattform über welche sie weltweit einfach und unkompliziert, aber doch rechtkonform, Talente einstellen und bezahlen können.
Firmen von Private-Equity Gesellschaften wiederum müssen sicherstellen, dass Arbeitsverträge von Mitarbeitern und die Übertragung von IP-Rechten für einen etwaigen Verkaufsprozess in Ordnung sind. Wenn diese dann mit z.B. Freelancern im Ausland arbeiten, kann dies schon die eine oder andere ungemütliche Frage aufbringen. Hier helfen wir, indem wir Freelancer rechtskonform über WorkMotion einstellen und für eine klare Übertragung von IP-Rechten sorgen.
Bildnachweis: ©istockphoto.com/vitomirov
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